Danke, Frankfurt
Journal Frankfurt 07. Mai 2005
Eintacht-Präsident Peter Fischer ist mit 250 000 Euro aus Frankfurt nach Phuket zurückgekehrt. Auch JOURNAL-Leser gaben mehr als 5000 Euro für verschiedene Hilfsorganisationen, gut 3000 davon für Fischers Aktion "Propheten". Der 10-jährige Eisverkäufer Jack, der jetzt wieder in die Schule gehen kann, sagt: "Danke, Frankfurt!" Unser Reporter Thorben Leo recherchierte vor Ort, wofür die Spendengelder eingesetzt werden.

Seit Neujahr kann Jack schwimmen. Die ersten Versuche erinnerten an einen Hund, der seinem Herrchen hinterherplanscht. Auch wenn das Geschäft derzeit am Surin und Kamala Beach auf Phuket schlecht läuft - schwimmen hält Jack seit dem 26. Dezember 2004 für lebensnotwendig. Nur wenige Meter von seinem Arbeitsplatz unter den bunten Sonnenschirmen entfernt sind mehr als hundert Menschen im Sand begraben. Opfer der Flutwelle. Nicht alle Kinder von Kamala Beach haben ihre Angst vor dem Wasser so überwunden wie Jack. Viele sind traumatisiert. "Die meisten haben einen Menschen verloren", sagt Peter Fischer. Am Strand flitzt der kleine Thailänder Jack auf ihn zu, ein Trikot der Eintracht schlackert um seinen schmächtigen Oberkörper. Der Eintracht-Präsident ist mit dem Jungen nach der ersten Welle die Treppe des Chedi-Hotels am Surin Beach hinaufgestolpert. Am nächsten Tag begreift er die Katastrophe. "Kamala war platt, wir konnten nur Essen und Wasser bringen." Fischer blieb. Per Telefon und TV-Liveschaltungen ruft er die Menschen in Deutschland zu Spenden auf.
Bislang hat Peter Fischer 250 000 Euro über seine Hilfsorganisation propheten (http://www.propheten.com/) nach Thailand gebracht. Geld aus Frankfurter Sammelbüchsen, Firmen, Fußballclubs, Charity-Veranstaltungen. Auch die fast 3000 Euro der JOURNAL-Leser. "Damit konnten wir einen gesamten Schultrakt wieder aufbauen", erzählt Fischer beim Ortstermin vor de Grundschule. Als der Mann sich durch die kleine Tür des Klassenzimmers zwängt und die Hände zum thailändischen Gruß vor seiner Nase faltet, bricht Lärm aus. Die Kinder lachen, singen und tanzen um den zwei Meter großen ehemaligen Basketballer herum. Kein Wunder: Dank Fischer und der Spendenbereitschaft der Frankfurter können wieder vierhundert Schüler das Gebäude nutzen. Etwa sechshundert saßen hier vor dem Tsunami. "Wie viele umgekommen sind, weiß niemand genau", erklärt Fischer, während er wieder mal Trikots und Fußbälle aus dem Fanshop der Eintracht überreicht. "Viele Eltern behalten ihre Kinder aus Angst zu Hause." Glück im Unglück: Die Welle kam am schulfreien Sonntag. "Einen Tag später und niemand würde hier mehr singen", sagte Fischer. Schweigend zeigt er auf den Platz neben dem einzig verbliebenen Schulgebäude, groß wie ein Fußballfeld, voller Geröll und Schutt. Vier große Häuser standen hier. Und er zeigt in einen Raum, in dem Kinder zum Mittagsschlaf liegen. "Die letzten Kinder, die ich so hier liegen sah waren tote Kinder."